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1. Theil 3 - S. 264

1880 - Stuttgart : Heitz
264 Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland. Eugen war betritt glücklicher, daß er sich fast ohne Unterbrechung in der Gunst seiner Monarchen erhielt und von Allen hochgeschätzt würde. Er starb 1736. 104. Leopold I., 1657—1705. — Joseph I., 1705—1711. — Karl Vi., 1711—1740. Wir haben oben beim breißigjährigen Kriege gesehen, daß Ferbinanb Ii. 1637 gestorben war. Sein Sohn Ferbinanb Iii., ein wackerer und nicht so nnbnlbsattter Mann wie sein Vater, war biesem gefolgt. Das wichtigste Ereigniß unter seiner Regierung war der westphälische Friebe, von dem wir bereits gesprochen haben. Ihm folgte (1657) sein Sohn Leopolb I., ein stolzer und träger Herr, dem die Ruhe über alles ging; und boch stttb wenige Regierungen so unruhevoll gewesen als die seinige: balb mußte er mit bett Franzosen, balb mit bett mächtig ottbringettben Türken Krieg führen. Er selbst aber nahm keinen großen Theil baran und überließ die Sorge lieber seinen Günstlingen. Wenn sonst ein Kaiser mit bett deutschen Fürsten etwas zu besprechen hatte, so berief er einen Reichstag. Das geschah auch unter Leopolb 1663, welcher sie nach Regensburg berief, um sie zu bewegen, ein Heer gegen bte Türken aufzustellen. Aber sie kamen nicht selbst, sonbern schickten Gesanbte, und ba so viel zu berathschlagen war und der Stoff sich immer mehr häufte, so würde enblich beschlossen, daß von nun an ein fortbauernber Reichstag in Regensburg fein sollte. So ist es auch bis zum Jahre 1806, wo das beutj'che Reich ausgelöst würde, geblieben. Daß der länbersüchtige Ludwig Xiv. mehrere Kriege mit seinen Nachbarn, also zum Theil auch mit Dentschlanb, angefangen habe, ist schon erzählt worben. Immer kamen die Deutschen babei zu kurz, theils weil es an der gehörigen Einigkeit und dem gegenseitigen Vertrauen fehlte, theils weil sie sich bte Franzosen jeberzeit zuvorkommen ließen; benn währenb die Deutschen noch in Regensburg überlegten, hatten die Franzosen bereits gehanbelt . Dringenber war für Leopolb selbst uttb seine Erblänber der wilbe Anbrang der Türken. Mehrmals waren sie schon in Ungarn zurückgeschlagen worben, als sie 1683 ihren Anfall mit größerer Kraft als vorher erneuerten und bis Wien vorbrangen. Die un-zufriebenen Ungern unter Gras Emmerich von Tökeli schlugen sich zu ihnen, Leopolb mußte eilig feine Resibenz verlassen, und

2. Theil 3 - S. 101

1880 - Stuttgart : Heitz
Eilsabeth. Maria Stuart. 101 setzte alle Leidenschaften Elisabeths in Bewegung, und die gehässige Behandlung der unglücklichen Königin ist offenbar der schwärzeste Punkt in Elisabeths Geschichte. — Heinrich Viii. hatte zwei Schwestern gehabt. Die jüngere war die Großmutter der Johanna Gray, die ältere aber war mit Jacob Iv., König von Schottland, vermählt worden. Ihr Sohn war Jacob V., der Vater der Maria Stuart. Es war, als ob über diese von ihrer Geburt an ein unglückliches Schicksal walten sollte, das nur durch wenige kurze glückliche Zwischenzeiten unterbrochen wurde. Schon sieben Tage, nachdem sie das Licht der Welt erblickt hatte, starb ihr königlicher Vater (1542). Me wurde dadurch, kaum wenige Wochen alt, Königin von Schottland. Ihre Erziehung übernahm ihre Mutter, eine Französin und Base des bei der Bartholomäusnacht erwähnten Herzogs von Gnise. Schon als. ein zartes Kind mußte sie sich von ihrer geliebten Mutter trennen. Sie wurde, sechs Jahre alt, nach Frankreich gebracht, das sie nachher so lieb gewann, daß sie es höher hielt als ihr Vaterland. Ihre Mutter folgte ihr drei Jahre darauf nach, und herrlich entfaltete sich unter der sorgfältigsten Erziehung der schöne Keim; Maria Stuart wurde das liebenswürdigste Geschöpf ihrer Zeit. Sie wurde, als sie noch nicht 16 Jahre alt war, mit dem Dauphin Franz unter großem Pompe vermählt. Dies waren die glücklichsten Jahre ihres Lebens, welches so wenige Freuden zählen sollte. Aber es änderte sich bald. Durch den Tod Heinrichs Ii. von Frankreich wurde ihr junger Gemahl (1559) König, und Maria sah sich jetzt im Besitze des größten Glanzes. Alles huldigte ihrer Würde, ihrer Jugend und ihrer Schönheit — als der frühe Tod Franz Ii., nach einer kaum anderthalbjährigen Regierung, und der Tod ihrer Mutter plötzlich das Glück ihrer frohen Jugend für immer unterbrach. Maria's Mutter war schon mehrere Jahre vorher riqch Schottland zurückgegangen und hatte hier für ihre abwesende Tochter die Regierung geführt. Aber die verdrießlichsten Händel hatten ihr dies Geschäft verbittert. Die Lehre Calvins hatte sich auch nach Schottland verbreitet und hier einen außerordentlichen Beifall gefunden. Am ärgsten aber wurde der Lärm, als Johann Knox -(spr. Nax), ein Schüler Calvins, aus Genf nach Schottland zurückkehrte und mit dem ganzen Feuer seiner Beredsamkeit und Ueberzeugung die neue Lehre empfahl. Seine gar zu heftigen Reden entflammten das Volk so zur Glaubenswuth, daß es die katholischen Kirchen ausplünderte und die Priester mißhandelte. Und als die

3. Theil 3 - S. 102

1880 - Stuttgart : Heitz
102 Neue Geschichte. 1. Periode. England. Regentin die Uebermüthigen bestrafen wollte, stand alles gegen sie auf, und sie mußte mit ihnen einen Vergleich eingehen, nach welchem der katholische Gottesdienst nicht nur ganz abgeschafft, sondern auch allen, die eine Messe lesen oder ihr beiwohnen würden, harte Strafen gedroht wurde. Noch während dieser Unruhen starb sie (1560) und überließ ihrer unerfahrenen Tochter die schwere Regierung. Maria Stuart war noch in Frankreich, als ihre Mutter starb, und schauderte vor dem Gedanken, dies Land, den Zeugen ihrer Jugeudfteuden mit dem rauhen Schottland zu vertauschen. Rauh, wie die Luft dieses Landes, war damals auch das Volk, dabei ohne Achtung vor der Hoheit der Königin und voll wilden Hasses gegen den katholischen Glauben, dem Maria zugethan war. Noch mißlicher aber wurde die Lage der Maria durch die Nachbarschaft der Elisabeth. Auf Zureden der Guisen hatten sich früher Franz Ii. und Maria beigehen lassen, den Namen und das Wappen des englischen Königshauses anzunehmen, weil Elisabeth wegen Verstoßung ihrer Mutter nicht .allgemein für die rechtmäßige Erbin Heinrichs Viii. angesehen wurde. Dies war genug, um in Elisabeths Herzen Argwohn und Unwillen zu entzünden. Ihre ängstlichen und argwöhnischen Augen waren seit dieser Zeit bis zu Maria's Gesangennehmnng auf Schottland gerichtet, und keine Bewegung dort entging ihren aufmerksamen Blicken. Mit Vergnügen sah sie, wie gleich nach der Regentin Tode die Schotten allgemein die reformirte Kirche einführten. Daß Maria Stuart in diese Veränderung nicht einwilligte, versteht sich von selbst, aber danach fragten die Schotten nicht weiter, um so weniger, da sie noch in Frankreich lebte. Hier hatte es sich aber für die arme Maria ganz geändert. Ihr Mann war todt, ihre Verwandten, die Guisen, hatten gerade damals wenig zu sagen, und Katharina von Medicis konnte sie nicht leiden. Sie entschloß sich also, in ihr Vaterland zurückzukehren, so sehr auch ein dunkles Vorgefühl dagegen sprach, und hielt bei Elisabeth um die Erlaubniß an, ihren Weg durch England nehmen zu dürfen. Die Antwort war : sie solle die freundlichste Aufnahme finden, wenn sie den Titel und das Mappen einer Königin von England erlege. Mit dieser Antwort war Maria sehr unzufrieden, und sie konnte ihre Empfindlichkeit gegen den englischen Gesandten nicht verbergen. „Nichts beunruhigt mich so sehr," sprach sie, „als daß ich so angelegentlich um eine Gefälligkeit gebeten habe, an deren Erlangen mir im Grunde wenig gelegen ist. Ich kann mit Gottes Gnade in mein

4. Theil 3 - S. 110

1880 - Stuttgart : Heitz
110 Neue Geschichte. 1. Periode. England. Maria war oder stellte sich erschrocken; sie jammerte laut auf, und versprach, alles aufzubieten, den Urheber der scheußlichen That zu entdecken. Der Hauptverdacht fiel auf Bothwell; da man aber wußte, in wie hoher Gnade er bei Maria stand, so wagte es niemand, ihr die öffentliche Vermuthung mitzutheilen. Nur in der Nacht ließen sich in den Straßen Stimmen hören, welche Bothwell und Maria die Mörder des Königs nannten, und häufig fand man an den Straßenecken Zettel angeklebt, die ungescheut das Nämliche behaupteten. Ob Maria an der Ermordung Darnley's schuldig war, ist zwar nicht erwiesen; aber es ist nicht zu glauben, daß Bothwell ohne ihre Zustimmung die Schandthat gewagt haben würde, wenn er auch aus seinem Sterbebette in Malmöe (in Dänemark) an Eidesstatt erklärte, daß er Darnley auf Anstiften Murray's und zweier andern ermordet habe. Wahrscheinlich ist, daß schon vor Darnley's Ermordung ein Verständniß zwischen Maria und Bothwell stattgefunden, und daß sie durch ihr Betragen den Verschworenen gezeigt habe, sie würde Darnley's Tod nicht ungern sehen und dem Bothwell ihre Hand zu geben bereit sein. Höchst unbesonnen war, daß sie nicht einmal den Schein vermied. Zwar wurde ein Gericht niedergesetzt; da es aber an bestimmten Beweisen fehlte und Bothwell sogar Vorsitzer des Gerichts war, so wurde er für unschuldig erklärt. Darauf beging sie in ihrer Verblendung die Unbesonnenheit, seinen Bitten um Vermählung nachzugeben. In dieser Absicht verabredete sie mit ihm eine Entführung. Bei einem Spazierritt, den sie in weniger Begleitung unternahm, begegnete er ihr mit einigem Gefolge wie zufällig und führte sie nach seinem Schlosse. Hier vermählte sie sich, als wenn sie es halb gezwungen thäte, drei Monate nach Darnley's Ermordung mit ihm (1567). Dieser Leichtsinn war um so sträflicher, da Bothwell sich, um sie heirathen zu können, von seiner Frau, mit der er erst ein halbes Jahr vorher vermählt worden war, mußte scheiden lassen. Hat aber jemand für seinen Leichtsinn schwer gebüßt, so war es unstreitig Maria. Mit Bothwell lebte sie höchst unglücklich. Kein Tag verging, an dem er sie nicht schlecht behandelte und sie über ihn Thränen vergoß. Der Fluch des Verbrechens, mit welchem diese Ehe eingeleitet worden war, wirkte fort. Der ganze schottische Adel war über die Vermählung Maria's mit Bothwell dermaßen empört, daß er sich gegen die Königin verband und in's Feld zog. Schon eingeschlossen, entwischen Maria und Bothwell, können sich aber im offenen Felde nicht halten;

5. Theil 3 - S. 116

1880 - Stuttgart : Heitz
116 Neue Geschichte. 1. Periode. England. Auch an Elisabeth schrieb sie, und bat sie „um Gottes und Jesu Christi willen ihr die Versicherung zu geben, daß ihre Diener Maria Stuart an den Herzog von Guise. Wenn Gott und Sie nächst ihm es jetzt nicht möglich machen können, Ihrer armen Muhme beizustehen, so ist es um sie geschehen. Der Ueberbringer dieses wird Ihnen sagen, wie ich nebst meinen beiden Geheimschreibern hier behandelt werde. Um Gottes willen, kommen Sie ihnen zu Hülfe und retten Sie, wenn es Ihnen möglich ist. Man will uns beschuldigen, daß wir den Staat haben beunruhigen wollen und Verschwörungen wider das Leben dieser Königin angestiftet oder darein gewilligt haben; ich habe ihnen aber geantwortet, wie es die Wahrheit ist, daß ich nicht das Geringste davon weiß. — Lassen Sie Gott für mich bitten; sorgen Sie dafür, daß mein Körper von hier weggebracht und in heiliger Erde begraben werde, und haben Sie Mitleiden mit meinen armen, aus ihrem Lohn gesetzten Bedienten; denn es ist mir hier Alles genommen worden und ich halte mich auf Gift oder eine andere geheime Todesart gefaßt. — Doch werde ich deshalb den Muth nicht sinken lassen, in der Hoffnung, Derjenige, der mich in der Religion, in der ich erzogen bin, hat geboren werden lassen, werde mir die Gnade erweisen, daß ich für seine Sache sterben darf, welches die einzige Ehre ist, die ich in dieser Welt wünsche, um durch dieses Mittel der Barmherzigkeit Gottes in der andern Welt gewiß zu sein. Ich wünschte, daß mein Leichnam zu Rheims neben meiner guten seligen Mutter und mein Herz neben dem verstorbenen durchlauchtigen Könige ruhen möchte. — Adieu, mein guter Vetter! Gott erhalte Sie in seinem Dienste, wie auch alle die Unsrigen, und erweise mir seine Gnade in dieser und seine Barmherzigkeit in jener Welt. Ihre gute Muhme, Maria. Den zweiten Brief an den Herzog von Guise schrieb Maria einen Monat später, am 24. November 1586. Maria Stuart an den Herzog von Guise. Mein guter Vetter, außer dem mir Keiner auf dieser Welt so werth ist, ich sage Ihnen Lebewohl, indem ich nun bald nach einem ungerechten Urtheil den Tod leiden werde, so wie ihn noch nie Jemand aus unserer Familie, am wenigsten eine Person von meinem Range, erlitten hat. Aber, mein guter Vetter, danken Sie Gott dafür; denn ich war in dem Zustande, in welchem ich mich befand, für die Welt und die Sache Gottes und seiner Kirche unnütz, und ich hoffe, mein Tod werde meine Standhaftigkeit im Glauben und meine Bereitwilligkeit, für die Aufrechthaltung und Wiederherstellung der katholischen Religion auf dieser unglücklichen Insel zu sterben, beweisen. Und obgleich noch Niemand von unserm Geblüte unter dem Beile des Henkers gestorben ist, so schämen Sie sich deswegen nicht, mein Freund; denn das von Feinden der Kirche ausgesprochene Urtheil, wozu sie in Absicht auf mich, als eine freie Königin, gar keine Befugniß haben, ist vor Gott den Kindern seiner Kirche Vortheilhaft. — Gott wolle Ihre Gemahlin, Ihre Kinder, Brüder und Vettern und besonders unser Haupt, meinen guten Bruder und Vetter, und alle die Seinigen erhalten. Der Segen Gottes und der Segen, den ich meinen Kindern geben würde, sei über den Ihrigen. Sie werden Geschenke von mir zum Andenken erhalten, um Sie zu erinnern, daß Sie für die Seele Ihrer armen Muhme bitten lassen,

6. Theil 3 - S. 119

1880 - Stuttgart : Heitz
Maria Stuarts Tod. 119 sie an ihren Beichtvater, der in demselben Schlosse wohnte, aber nicht zu ihr gelassen wurde, und bat ihn, nachdem sie ihm ihre Sündhaftigkeit gebeichtet hatte, um Absolution. Er möchte doch — fuhr sie fort — diese Nacht für sie wachen und beten und ihr die passendsten Gebete anzeigen. Dann schrieb sie eigenhändig und ohne anzuhalten ihr Testament, in welchem sie keinen ihrer Bedienten vergaß. Auch an den König von Frankreich, Heinrich Iii., schrieb sie einen Brief, in welchem sie ihm ihre Diener zur Versorgung empfahl, ihm Gesundheit und ein langes Leben wünschte und um Gründung einer jährlichen Seelenmesse bat. Sie unterzeichnete diesen Brief um 2 Uhr nach Mitternacht. Hierauf theilte sie die wenigen ihr noch übriggelassenen Kostbarkeiten unter ihre Diener aus, und gab ihnen zugleich den Brief an den König von Frankreich, sowie einen an den Herzog von Gnise mit. Nun legte sie sich zur Ruhe und schlief vier Stunden lang recht sanft. Dann stand sie auf und brachte die wenigen Stunden bis zu ihrem Tode mit Gebet zu; sie genoß auch eine Hostie, welche der Papst geweiht und einst ihr zugeschickt, die sie aber bis zu diesem Augenblicke aufbewahrt hatte. Als die achte Stunde nahte, zog sie, ohne sich bedienen zu lassen, ein Kleid von Sammet und Seide, wie zu einem Festtage, an. Die übrigen Kleider hatte sie Abends vorher vertheilt. „Gern," sprach sie, „hätte ich euch auch dies Kleid, das reichste von allen, gelassen, aber Maria Stuart muß auf ihrem Gange anständig erscheinen." Darauf bedeckte sie sich mit einem weißen Schleier, der bis auf die Füße herabwallte. Um 8 Uhr Morgens (8. oder 18. Februar 1587) trat der Sheriff der Grafschaft in ihr Zimmer und zeigte ihr an, daß die Stunde da sei. „Ich bin bereit," antwortete Maria. Noch einmal sagte sie ihren Dienern Lebewohl und ging, gestützt aus zwei Bediente ihres Hauses, mit bescheidenem, aber majestätischem Anstande durch die an ihr Zimmer stoßende Halle. Hier fand sie die beiden Grafen, ihren Hüter und andere Staatspersonen. Auch ihr Haushofmeister Melvil stand hier. Er warf sich ihr zu Füßen, rang die Hände und rief, von unnennbarem Schmerze ergriffen: „O wie unglücklich bin ich! Wer war je vor mir Ueberbringer so betrübter Botschaft, wie ich jetzt überbringen muß, wenn ich in mein Vaterland zurückkehren und erzählen werde, daß ich meine gnädige Königin und Gebieterin in England enthaupten sah?" Die Thränen erstickten seine fernere Rede. „Höre auf, getreuer Diener," antwortete Maria tief gerührt, „höre auf zu weinen.

7. Theil 3 - S. 292

1880 - Stuttgart : Heitz
292 Neue Geschichte. 2. Periode. Schweden und Rußland. in deine Hände." — Aber Mehemet blieb dabei: „Der Friede ist geschlossen und er mnß bestehen." — Wüthend vor Zorn verließ Karl ohne Abschied das Zelt des Veziers und verklagte ihn beim Snltan. Dieser setzte ihn ab und verwies ihn; im folgenden Jahre schon starb er. Was hatte er nun von seiner Treulosigkeit? Der Friede mit Rußland wurde nicht umgestoßen. Keiner hatte sich mehr über Karls Niederlage bei Pultawa gefreut als — August Ii. Auf die erste Nachricht davon erklärte er den mit Karl in Altranstädt geschlossenen Frieden für erzwungen, kehrte nach Polen zurück, verband sich wieder mit dem Czaren und verjagte bald seinen Gegner Stanislaus Lesczinsky vom polnischen Throne. Auch Friedrich Iv. von Dänemark erklärte den Schweden wieder den Krieg. Alle drei fielen nun über die schwedischen Provinzen her, und wären die braven Schweden nicht so tapfer gewesen, so hätte Kart jetzt sein ganzes Land verloren. Karl saß indessen ruhig in seinem Lager bei Bender und entwars Riesenpläne, von denen kein einziger ausgeführt wurde. Vergebens ließ der Reichsrath ihn bitten, zurückzukommen. Karl antwortete: „Wenn der Reichsrath eines Präsidenten bedarf, so werde ich ihm einen meiner Stiefeln schicken." Seine Lage wurde von Tag zu Tage schwieriger. Zu seinen drei Feinden gesellten sich noch drei: Preußen, England und Holland. Alle seine Mühe, den Sultan zu einem neuen Kriege gegen Rußland zu bewegen, war vergeblich. Dagegen widerstand Achmet allen Aufforderungen des Czars, ihn auszuliefern. Endlich bot Peter Ms Millionen für den König. Aber Achmet antwortete: Peter fei durch nichts in der Welt im Stande, ihn zu einem so großen Verbrechen gegen die Gastfreundschaft zu bewegen; ein türkischer Kaiser habe eine noblere Seele. Zuletzt aber ließ Achmet Kartn geradezu merken, sein langer Aufenthalt sei ihm lästig, er möge doch endlich an die Abreise denken. Aber Karl war so erbittert auf ihn, daß er alle, ihm erwiesene Gastfreundschaft vergaß und gerade ihm zum Aerger bleiben wollte. Endlich drohte man ihm mit Gewalt, und da Karl immer hartnäckiger wurde und sich mit feiner Handvoll Schweden — es waren jetzt 196 Mann — in Vertheidigungsstand setzte, so besaht der Sultan dem Juffuf Pascha, sich Karls todt oder lebendig zu bemächtigen. Mit Thränen in den Augen zog der Pascha die Janitfcharen zusammen. Die Kanonen donnerten; seine Verschanzungen wurden erstiegen. Da beschloß Karl, sich in seinem hölzernen Hause bis auss äußerste zu vertheidigen. Er hieb sich durch 40 Janitfcharen,

8. Theil 3 - S. 130

1880 - Stuttgart : Heitz
130 Neue Geschichte. 1. Periode. England. unter ihm muß erwähnt werden, die seine Regierung merkwürdig gemacht hat, der Pulververschwörung (1605). Es hatten nämlich die Katholiken in England große Hoffnungen auf Jacob I., weil er der katholischen Maria Stuart Sohn war, gebaut. Diese Hoffnungen sahen sie aber nachher nicht erfüllt, und sie beschlossen, sich auf eine ausgezeichnete Weise an ihm zu rächen. Damit aber zugleich alle, von welchen die Gesetze gegen die Katholiken ausgegangen waren, vernichtet würden, so sollte das Parlament an dem Tage, an welchem der König es durch eine Rede, wie gewöhnlich, eröffnete, durch Pülver in die Luft gesprengt werden. Dann wollten sie sich der kleinen Tochter des Königs, Elisabeth (nachmals Gemahlin des unglücklichen Kurfürsten von der Pfalz, Friedrichs V.), bemächtigen und sie zur Königin ausrufen. Gesagt, gethan! Einer der Verschworenen, Pi er cy, miethete ein Haus neben dem Parlamentsgebäude, um durch seinen Keller in den dieses Gebäudes durchzubrechen. Allein dieser Mühe bedurfte es nicht einmal; denn der Keller des Parlamentshauses sollte gerade vermiethet werden und Piercy miethete ihn. Die Verschworenen gingen nun rasch ans Werk. Sechsunddreißig Tonnen Pulver werden hineingebracht und mit Reisern und Büschen wohl bedeckt; Alles ist schon bereitet, die Lunten liegen fertig und der Tag, an dem sich das Parlament versammeln soll, rückt heran. Zehn Tage vorher aber erhielt Monteagle (sprich Montigel), ein Katholik, folgendes Billet von unbekannter Hand: „Mylord, aus Liebe, die ich für einige Ihrer Freunde habe, bin ich für Ihre Erhaltung besorgt. Ich rathe Ihnen also, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist, einen Vorwand zu erfinden, um bei diesem Parlamente nicht erscheinen zu dürfen; denn Gott und Menschen haben sich vereinigt, die Bosheit dieser Zeit zu bestrafen. Verachten Sie diese Warnung nicht, sondern gehen Sie auf Ihr Landgut, wo Sie den Ausgang ruhig abwarten können; denn obgleich kein Aufruhr vorhanden zu sein scheint, so sage ich Ihnen doch, daß dieses Parlament einen schrecklichen Streich empfangen und doch nicht sehen wird, von wannen er kommt. Diesen Rath müssen Sie nicht verachten, weil er Ihnen nützen und nicht schaden kann; die Gefahr wird so geschwind sein, als Sie diesen Brief verbrennen." Monteagle erschrak. Er begab sich zum Staatssecretär, und dieser zum Könige, und alle waren der Meinung, daß die letzten Worte auf eine Pulverexplosion deuteten. Sogleich wurde eine Untersuchung der Parlamentshäuser anbefohlen. Graf Suffolk,

9. Theil 3 - S. 369

1880 - Stuttgart : Heitz
Peter Iii. Katharina Ii. 369 insgeheim war sie mit einem Grafen Alexei Rasumowski vermählt, der früher Chorsänger gewesen nnb von der Kaiserin zu hohen Ehrenstellen erhoben worden war. Da sie keine Nachkommenschaft hatte, so erklärte sie bald nach ihrer Thronbesteigung ihren Neffen, Karl Peter Ulrich, den Sohn ihrer älteren Schwester Anna und des Herzogs Karl Friedrich von Holstein-Gottorp, zum Großfürsten und Thronfolger und vermählte ihn mit Katharina, Prinzessin von Anhalt-Zerbst, auf welche Friedrich der Große aufmerksam gemacht hatte, denn ihr Vater stand als General in der preußischen Armee. Dieser Thronfolger bestieg, als Elisabeth am 5. Januar 1762 starb, als Kaiser Peter Iii. den Thron. Er bezeichnete seinen Regierungsantritt durch Milde, indem er die meisten unter Anna und Elisabeth nach Sibirien verwiesenen Staatsbeamten, unter ihnen Lestocq und den alten Münnich, zurückrief. Er wollte sich selbst die Freude machen, die beiden alten Feinde, Münnich und Birou, zu versöhnen. Als beide vor ihm Mm ersten Male erschienen, befahl er, drei Gläser Wein zu bringen, reichte jedem eins, nahm selbst das dritte und trank es ihnen zu. In diesem Augenblicke wurde er abgerufen. Beide Feinde standen eine Zeit lang mit den Gläsern in der Hand, starr und sprachlos einander gegenüber; endlich setzte jeder sein Glas hin und kehrte dem andern den Rücken zu. Peter verstand nicht, sich die Liebe seiner Unterthanen zu erwerben. Schon seine deutsche Abkunft, noch mehr der Vorzug, den er seiner holsteinischen Garde vor der russischen gab, seine geringe Achtung vor der Geistlichkeit und den Ceremonien der griechischen Kirche, und feine Vorliebe für den damals in Rußland nicht beliebten König von Preußen machten ihn verhaßt. Er liebte Friedrich den Großen so, daß er nicht nur, wie schon gesagt, sogleich Frieden und Bündniß mit ihm schloß, sondern auch dem russischen Militair einen preußischen Zuschnitt geben wollte. Er sprang einmal von der Tafel auf, warf sich, mit dem Weinglase in der Hand, vor dem Bildnisse des Königs nieder und rief: „Mein Bruder, wir werden miteinander die Welt erobern!" und da er außerdem rücksichtslos die russischen Gewohnheiten hintansetzte und lächerlich machte und eine Menge anderer Thorheiten beging, so wandten sich die Russen immer mehr von ihm ab und seiner Gemahlin zu, mit welcher er nicht in gutem Einvernehmen lebte, die es aber besser verstand, sich dem russischen Wesen anzuschmiegen und sich Anhänger zu erwerben. Um Katharina bildete sich nun eine Partei, die täglich Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 24

10. Theil 3 - S. 377

1880 - Stuttgart : Heitz
Katharina Ii. Maria Theresia. Franz I. 377 fehle treu ausgeführt habe. In der Stadt Cherson, wohin auch der Kaiser Joseph Ii. kam, um mit der Kaiserin sich zu besprechen, fand sie eine zahlreiche, für diese Tage dahin beschiedene Bevölkerung und den Hasen wimmelnd von Schiffen, die ans Potemkins Befehl herbeigesegelt waren. Statt daß seine Feinde ihren Zweck erreichten, setzte ihn diese Reise noch fester in ihrer Gunst. Darin hat er sich auch bis an seinen Tod, der ihn 1791 plötzlich traf, erhalten.*) Katharina lebte fünf Jahre länger, bis 1796, und hinterließ den Ruhm, viele nützliche Anstalten für ihr großes Reich entworfen und ausgeführt zu haben. So wenig auch alle ihre Handlungen zu entschuldigen sind, so war sie doch eine große Frau. Sie suchte so viel sie vermochte, selbst zu sehen, und arbeitete unablässig mit ihren Ministern. Im Kreise ihrer Familie war sie die liebenswürdigste und sanfteste Mutter von der Welt, und erzog ihre Enkel und Enkelinnen, die sich durch hohe Liebenswürdigkeit auszeichneten, so sorgfältig, als wenn sie gar keine andere Lebensaufgabe gehabt hätte. Obgleich nicht von großer Gestalt, war ihre persönliche Erscheinung doch voll Majestät; ihr Antlitz und der Blick ihrer blauen Augen trugen den Ausdruck der Freundlichkeit. Man hat sie nicht unpassend die Semiramis des Nordens genannt. Noch jetzt steht ihr Andenken in Rußland im Segen. Selten kommen große Frauen auf Thronen vor, weil es an sich der weiblichen Bestimmung entgegen ist, über Länder und Völker zu gebieten. Um so merkwürdiger ist es, daß zu gleicher Zeit zwei so große Kaiserinnen herrschten. Maria Theresia (1740—80) ist schon oft von uns erwähnt worden, und hier nur einiges über ihren Charakter und ihre Regierungsart nachzuholen. Seit ihrem 19. Jahre war sie mit Franz von Lothringen, Großherzog von Toskana, vermählt, und führte mit ihm eine überaus glückliche Ehe; denn sie hatten sich von Kindheit auf gekannt und sich aus wahrer Neigung geheirathet. Bald nach dem Antritt ihrer Regierung hatte ihn Maria Theresia zum Mitregenten in den östreichischen Ländern angenommen, und noch während des östreichischen Erbfolgekrieges war er unter dem Namen Franz I. zum deutschen Kaiser gewählt worden, 1745—1765. Er war ein guter, braver Mann, der aber freilich nicht die Fähigkeiten zum Regieren *) Potemkin wurde auf einer Reise von dem Herannahen des Todes überfallen. Man breitete schnell einen Teppich auf den Boden an der Landstraße, und hier verschied der Fürst in den Armen seiner Nichte, der Gräfin Branitzka.
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